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Alicja Bartniczuk

Tierschützer: Hunde

Ich heiße Alicja Bartniczuk, werde dieses Jahr 30 und lebe mit meiner Familie in einem kleinen masurischen Dorf nahe Gizycko.

Mein Sohn Stas ist zwei und in ein paar Wochen werden wir unsere Tochter Zosia auf dieser Welt begrüßen. Meine Kinder werden - dessen bin ich mir sicher - genauso wie ich die Tiere lieben und ihnen immer helfen. Stas absolviert bereits sein Training. Er begleitet mich oft auf meinen kürzeren Ausflügen zu den bedürftigen Tieren, um diese zu füttern.

Erfolge / Ziele / Herausforderungen

  • seit sechs Jahren ein eigenes Hilfe-Programm für Tiere
  • engagiert sich für die Kastration von Hündinnen
  • organisiert Futtersammlungen
  • findet Familien für Welpen

Ihre Geschichte

Soweit ich mich erinnern kann, habe ich auch schon als kleines Kind den herrenlosen Hunden und Katzen Futter herausgestellt. Seit ca. sechs Jahren realisiere ich mein eigenes Hilfe-Programm, obwohl ich keiner Organisation angehöre.  Ohne Unterstützung der vielen privaten Helferinnen aus der Gegend, Tierschutzverein Ketrzyn und seit zwei Jahren auch Hundehilfe Polen aus Deutschland hätte ich viel weniger für die Tiere machen können. 
 
Irgendwann ist mir ganz deutlich geworden, dass ohne konsequente Kastration von Hündinnen das Ganze immer mehr zu einer Sisyphusarbeit würde.
Mein Abenteuer mit dem Kastrationsprogramm hat in dem Moment angefangen wo ich durch eine Postbotin von dem „Michal Rudel“ erfahren habe. Als ich dort ankam, habe ich ca. zwanzig erwachsene Hunde beiderlei Geschlecht und unzählige Welpen vorgefunden. Mit einer Freundin und später mit Hilfe vom TSV-Ketrzyn, sind wir an die Öffentlichkeit gegangen, haben angefangen, Futtersammlungen zu organisieren, haben für die Welpen Familien gesucht. TSV-Ketrzyn hat den Fangkäfig finanziert und auch die vielen Kastrationen. Viele der Hündinnen waren halbwild und  sie einzufangen grenzte an ein Wunder. Mit der Zeit haben sich die Hunde an unsere Besuche einigermaßen gewöhnt… Manchmal waren sie bereits tragend und man musste schnell handeln…
Da eine Kollegin aus Verzweiflung aufgegeben hat, habe ich meinen Mann bewegen können,sich hier zu engagieren.  Wir sind immer wieder mit Futter und dem Fangkäfig hingefahren, haben alle Welpen eingefangen und diese im ganzen Land bei guten Leuten untergebracht.
Mit der Zeit ist es uns gelungen,  alle Hündinnen zu kastrieren. Im Hof sind nur erwachsene Hunde geblieben, und die vermehren sich nicht mehr. Im Moment besuche ich Michal einmal im Monat, kontrolliere den Bestand der Hunde und Katzen (ja, ich kümmere mich auch um die 11 Katzen auf dem Hof) und vor allem bringe ich das Futter vorbei (danke Hundehilfe Polen). Vor ein paar Jahren waren alle Hunde klapperdürr, da sie höchstens Brot mit Schweineschmalz zum Fressen bekamen. Heute erkennt man sie nicht wieder! 
 
In allen Dörfern in der Gegend leben unzählige Hunde unter unwürdigen Bedingungen. Unterernährt, ohne Wasser, in provisorischen sogenannten Hütten und natürlich oft an kurzen Ketten. Darunter viele unkastrierte Hündinnen, die regelmässig zweimal im Jahr vergewaltigt werden. Das Schicksal der Welpen ist oft grausam aber vor allem unbeschreiblich ist das Leiden der Hündinnen. 
Ich versuche mit den Besitzern zu reden, sie zur Kastration zu überreden, ohne ihnen Vorwürfe zu machen, immer freundlich, sehr diplomatisch. Immer biete ich ihnen ein oder zwei Säcke Futter an. Das wird meistens positiv angenommen.
Viele haben schon ihre Hündinnen mir anvertraut und der Kastration zugestimmt. Seitdem Hundehilfe Polen uns finanziell unter die Arme greift, ist es mir gelungen, der Geburt von zig ungewollten Welpen vorzubeugen.
 
Manchmal kämpfe ich aber gegen  Windmühlen. Ein Nachbar, ehemaliger Sträfling, Alkoholiker, drei Hunde und eine Katze. Liebt seine Tiere, so behauptet er. Wie äußert sich seine Liebe? Er kettet die Hunde unter dem bloßem Himmel an, ohne irgendwelchen Schutz, er füttert sie nicht… Polizei wird so lange nicht eingreifen so lange Hunde vor Hunger nicht am Ende des Lebens sind. Das kann ich doch nicht zulassen, ich füttere sie fast jeden Tag  und so schließt sich der Kreis. Nun, der Nachbar kann jederzeit aufgrund anderer Vergehen ins Gefängnis gehen. So habe ich mir überlegt, einen Zwinger bei mir auf dem Grundstück aufzustellen,  um im Extremfall wenigstens einen Hund zu retten. Bis jetzt habe ich erst ein Drittel des Geldes für das Projekt gesammelt. Langsam werde ich aber sicherlich mein Ziel erreichen. Ich bin extrem zielstrebig.
Zum Schluss möchte ich noch  eine Idee von den einfallsreichen polnischen Tierschützern vor-stellen.  Auf polnisch heißt es „Bazarek”, was wahrscheinlich im Deutschen  „ Basar“ übersetzt  heißt. Es ist so was wie eine Versteigerung. Befreundete Menschen bieten verschiedenste Gegenstände aus ihren Haushalten an. Das können Kleiderstücke, Schmuck, Küchengeräte oder andere Hausutensilien sein… Einfach alles. Das Erlös aus der Versteigerung wird zu 100 Prozent für Tierhilfe bestimmt. Wir kaufen davon Futter, wir bezahlen die Tierarzt- und Tierpensions-rechnungen, Transport und Transportmittel für Hunde und Katzen. Unglaublich, wie viele Leute auf unseren Aufruf reagieren und an solchen Versteigerungen teilnehmen… Es geht dabei sicherlich nicht um Gewinn. Viele machen sogar ein ganz miserables Geschäft dabei, da sie noch Lieferkosten übernehmen müssen. 
 
Und zum allerletzten Schluss möchte ich meinen herzlichen Dank dem Verein Hundehilfe Polen und allen sensiblen, empathischen und großzügigen Spendern aus Deutschland aussprechen. Dank Euch kann ich auch in fast aussichtslosen Fällen eingreifen und das Schicksal der Hunde  um ein wenig  verbessern,  indem ich z.B. eine 1,5 m lange Kette für eine längere austausche, eine kahle Hütte mit Stroh auskleide, einen voll gefüllten Napf aufstelle, Wasser auffülle. Diese Hunde setzte ich auf meine Liste „Zur Kontrolle” und dank Euch kann ich dafür sorgen, dass die Hunde kontinuierlich versorgt werden. Gemeinsam sind wir stark.
 
Die Liebe zu den Tieren kennt keine Grenzen. Danke!
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