Nachdenkliches

kleine Geschichten, die uns bewegen und ermutigen

Schöner Tag

Ergebnisse vom Familienrat!

Wir sind 12, 14, 15 und 16 Jahre alt. Und seit kurzem gehört zu uns Malu, ein kleines Spitzmädchen. Unser Prinzesschen hat also neben unseren Eltern und Charly, einem etwa elf Jahre alten Spitzmischling, nun zusätzlich drei Papas und eine Mama. Und nicht nur Malu, auch wir haben in kürzester Zeit ganz viel gelernt.

  1. Ein Hund gehört niemanden. Wir leben zusammen. Tiere können nie ein persönlicher Besitz sein.

  2. Wenn wir uns um Malu streiten und jeder versucht, sie in sein Zimmer zu locken, dann machen wir Malu zu einem Ding und sie verliert ihre Persönlichkeit.

  3. Tiere müssen das Recht haben, zu entscheiden, wer ihnen angenehm ist und wer nicht.

  4. Malus Liebe müssen wir uns verdienen. Das geht nur, wenn wir unsere Stärken und Schwächen kennen und immer zusammen halten. Und auch wenn Malu noch klein ist, hat sie trotzdem Stärken. Wir müssen ihr etwas zutrauen.

  5. Wenn wir Angst haben, dürfen wir unsere Angst nicht auf Malu übertragen. Natürlich wollen wir sie beschützen, wenn ein ganz großer Hund zu Malu kommt. Aber wir haben Angst und nicht unser kleines Mädchen. Sie weiß sich zu wehren. Und wenn sie aufgrund unserer Angst ängstlich flüchtet, löst sie bei dem großen Hund vielleicht einen Jagdinstinkt aus. Das kann schlimme Folgen für Malu haben. Also müssen wir mutig sein, denn Malu ist es auch.

  6. Vertrauen ist die Grundlage für ein gutes Zusammenleben. Aber Vertrauen entsteht nur dadurch, dass man sich aufeinander verlassen kann. Malu muß wissen, dass wir immer für sie da sind, auch wenn es uns momentan vielleicht nicht passt.

  7. Jeder möchte nicht nur geben, sondern jeder möchte auch etwas dafür bekommen. Wir geben Malu Essen, bezahlen die Hundesteuer und auch den Tierarzt und wenn das Geld nicht reicht, müssen wir eben unser Taschengeld zusammenschieben. Da geben wir. Aber wenn sie sofort reagiert, wenn wir aus der Schule kommen und uns schwanzwedelnd begrüßt und alles ist in der Schule schief gegangen und eine schlechte Note bringen wir außerdem noch heim und eigentlich ist alles richtig Mist und unser kleiner Hund begrüßt uns voller Freude, nur weil wir endlich wieder da sind - das ist schön. Da sind wir wieder ganz wichtig und eigentlich kann man das nicht bezahlen. Da nehmen wir.

  8. Wenn Charly und Malu den ganzen Vormittag auf uns warten, dann ist das nicht nur toll für uns. Dann müssen wir auch zeigen, dass wir uns auf die Beiden genauso freuen. Denn für die Beiden ist ein Vormittag viel länger als für uns. Und für die kleine Malu dauert so ein Vormittag eine Ewigkeit. Also erst Begrüßung und Gassi und dann Hausaufgaben. Ohne unsere Hausgenossen verplemperten wir auch immer Zeit und fingen die Hausaufgaben zu spät an.

  9. Unsere Hundewelpe ist kein Spielzeug. Sie kann nicht unentwegt für uns da sein. Wenn sie müde ist und ihre Ruhe braucht, möchten wir vielleicht mit ihr schmusen. Aber hätten wir das gerne, aus dem Schlaf gerissen zu werden? Wir brauchen auch unseren Schlaf. Und Malu ist viel kleiner und jünger. Sie ist halt ein Baby. Schlaf dich aus, kleine Welpe. Im Notfall muß der Kuschelteddy herhalten, auch wenn es uncool ist, in unserem Alter mit so einem zu spielen.

  10. Alles, was Malu von klein auf wie selbstverständlich lernt, braucht sie sich später nicht mühsam anzueignen. Also müssen wir von Anfang an darauf achten, daß sie viele Dinge wie selbstverständlich mitbekommt. Aber da müssen wir darauf achten, daß wir alle immer das Gleiche tun. Und auch am Besten zur gleichen Zeit, damit Malu ganz viel Sicherheit bekommt, weil sie ihren Tagesablauf genau kennt.

  11. Wir möchten von Erwachsenen nicht angeschrieen werden und wollen erklärt bekommen, was wir falsch machen. Malu möchte auch nicht angeschrieen werden. Wenn wir etwas nicht mögen, sollten wir es unserem Hund auch nicht antun.

  12. Ein so kleiner Hund ist einfach goldig. Als ganz kleine Kinder fanden uns auch alle Menschen süß. Das war für uns auch wichtig, weil uns alle Leute mitteilten, daß wir geliebt werden. Wir trugen Windeln und unsere Eltern hatten viel zu tun, uns sauber zu kriegen. Malu trägt keine Windeln. Wir müssen ihr helfen, auch sauber zu werden. Und trotzdem ist sie niedlich. Auch wenn wir ihre Seechen und Häufchen entfernen. Ist ja nicht gerade lecker. Aber hatten unsere Eltern nicht auch mit uns Geduld?

  13. Malu braucht ganz viel Sicherheit, so, wie wir es als kleine Kinder auch brauchten. Zu ihrer Sicherheit gehört ihr Spielzeug: Ihr Kissen, ihr Ball, ihr Sandmann, ihr Wollknäuel, ihr Handtuch, ihr Teddy, die eigene Freßschale, ihr Geschirr. Das sind ihre Sachen, zu dem sie sich flüchten kann, wenn ihr etwas stinkt. Haben wir uns nicht auch zu unserer Lieblingspuppe geflüchtet, wenn wir Kummer hatten? Und als sie Durchfall und Bauchkneifen hatte, hat sie sich in ihren Teddy geflüchtet. Wir müssen auf ihre Heiligtümer aufpassen und dürfen sie nicht verschlampen.

  14. Charly war zuerst da. Wir haben soviel Spaß mit ihm gehabt und er war immer ein Teil unserer Familie. Wenn wir ihn jetz abschieben und nur noch die kleine süße Malu sehen, geht er kaputt. Wollen wir das wirklich? Hey Charly, wir haben dich lieb.

  15. Wir schaden unserem Hundebaby, wenn Charly es nötig hätte, eifersüchtig auf sie zu werden.

  16. Malu braucht Charly. Er bringt ihr ganz viel bei, was sie gebrauchen kann und was wir ihr nicht beibringen können. Darum sollen wir die beiden auch nicht stören, wenn sie miteinander spielen.

  17. Verstehen sie sich beide, haben wir Alle etwas davon. Das sollten wir unterstützen.

  18. Wenn Malu ein weggeworfenes Eispapier auf der Straße verkläfft, dürfen wir sie nicht auslachen. Gestern lag es noch nicht da und darum ist es unheimlich. Wenn wir sie auslachen, fühlt sie sich klein, häßlich und ängstlich. Wir sollten besser mit ihr das Unbekannte erforschen.

  19. Wir haben auch oft Angst. Und die größte Angst ist es, dass wir etwas nicht schaffen. Das ist kein schönes Gefühl. Malu soll wenig Angst haben und darum müssen wir sie ermuntern. Denn wenn wir hören, daß wir Versager sind, dann versagen wir auch. Wenn man uns lobt, dann bringen wir ganz viel zustande. Es ist also viel besser, wenn wir Malu loben, wenn sie etwas gut gemacht hat. Dann wird unser kleiner Hund nämlich riesengroß.

  20. Man sagt, daß Spitze falsch und hinterhältig sind. Man sagt auch, dass kinderreiche Familien Penner sind. Spitze, die falsch und hinterhältig reagieren, haben vielleicht falsche Besitzer. Kinderreiche Pennerfamilien haben vielleicht keine Werte. Wir sind eine kinderreiche Familie mit Werten und wir haben zwei Spitze ohne Falschheit. Und unsere Malu wird es nie nötig haben, falsch oder hinterhältig zu werden. Weil wir sie einfach ganz doll lieb haben.

  21. Wir möchten unseren Spaß und nicht nur Hausaufgaben und Pauken. Malu möchte auch ihren Spaß und die Gegend erkunden. Darum ist es wichtig, daß wir ganz regelmäßig mit ihr und Charly Gassi gehen.

  22. Wenn Malu unterwegs etwas entdeckt, will sie es kennen lernen. Ein so kleiner Hund will seine Gegend erkunden. Und Neugier ist immer gut. Darum sollen wir uns auch Zeit nehmen, wenn wir mit ihr unterwegs sind und nicht sie einfach irgendwo wegziehen.

  23. Wenn wir unsere Playmobilritter oder Magic-Karten rumfliegen lassen, müssen wir uns nicht wundern, wenn Malu sie findet und zerkaut. Dann dürfen wir nicht so schlampig sein und alles rumschmeißen. Zumal es für Malu nicht gesund ist.

  24. Malu kann fast alles zum Spielen gebrauchen. Wenn sie unsere Socken oder den Handfeger mopst, dann müssen wir entschieden "Nein" sagen, damit sie lernt, daß es Dinge gibt, die wir nicht wünschen. Auch wenn es gerade lustig aussieht, müssen wir trotzdem streng "Nein" sagen, damit sie lernt, was dieses Wort bedeutet und das es immer gilt. Wenn sie das "Nein" kennt, kann es ihr in gefährlichen Situationen helfen, damit sie zum Beispiel nicht über die Straße rennt.

  25. Wer einen Hund schlägt, ist ein ganz asozialer Lump und der hat mit sich selber ein Problem. Und wer mit sich selber nicht klar kommt, sollte besser nicht mit einem Tier zusammen leben.

  26. Manche Leute sagen, man soll einen Hund nicht mit der Hand, sondern mit der Zeitung schlagen. Das haben wir an Charly gesehen, der sich das erste Jahr bei uns beim Anblick einer Zeitung vor Angst verkroch. Schlagen ist einfach Scheiße, egal wie oder mit was. Und mit Schlagen kann man kein Kind und kein Tier erziehen, nur kaputt machen.

  27. Die Hunde brauchen immer sauberes Fressgeschirr. Frisches Wasser darf nie fehlen. Malu hat noch einen ganz kleinen Magen. Wir müssen aufpassen, dass sie viele kleine Mahlzeiten am Tag bekommt, damit sie sich nicht überfrisst. Außerdem macht sie ins Haus, wenn sie überfressen ist, weil sie es nicht mehr raus schafft. Und dann ist das unsere Schuld.

  28. Wir müssen immer wissen, daß wir mit Malu ganz lange zusammen leben. Darum sollten wir unsere Begeisterung für viele Jahre einteilen.

  29. Wir sind eigentlich nicht stärker wie Charly und Malu. Aber die Regeln bestimmen die Menschen. Und dadurch haben wir auch ganz viel Verantwortung, damit Malu sich in der Menschenwelt wohl fühlen kann.

  30. Und wir haben ganz viel Homepages gelesen von Hunden in Not. Was wir da zu Lesen bekamen, war manchmal sehr schlimm. Da muß man sich wirklich überlegen, was wir für Menschen sind. Und eigentlich fällt uns da nur ein: wir können nicht alles Elend verhindern. Wir hätten am liebsten das ganze Haus vollgepackt mit Tieren in Not. Aber da haben unsere Eltern "Nein" gesagt. Denn dann wären unsere Tiere auch bald nicht mehr glücklich.

Hallo kleine Malu! Auch wenn wir nur Kinder sind: auf so eine Seite gerätst du nie. Wir werden auch zur Hundeschule mit dir Minihund gehen. Und wir zwacken etwas von unserem Taschengeld ab. Dafür haben wir für dich eine Hundehaftpflichtversicherung abgeschlossen. Unsere Eltern haben uns genau erklärt, warum das zur Verantwortung gehört. Wir haben nach unserem Familienrat einheitlich beschlossen, daß wir alle geloben, dass wir unsere Regeln einhalten, damit du ein ganz starker Hund wirst. Unsere 30 Regeln haben wir ausgedruckt und in unsere Zimmer auf gehangen. Damit wir es nicht vergessen.

Natürlich hältst du uns im Moment unaufhörlich auf Trab, wie vermutlich alle jungen Lebewesen größere Lebewesen auf Trab halten. Dafür haben wir dich von klein auf. Und Dank dem Tierheim Rathenow ganz mutig ohne schlechte Erfahrungen. Es ist doch schön, einfach in Frieden miteinander zu leben, sich gerne zu haben, keine Angst zu haben, sich gegenseitig zu helfen und füreinander da zu sein. Ohne Besitzansprüche und ohne das Gefühl, über andere Macht zu haben. Du bist uns wichtig und wir freuen uns, dass wir so wichtig für dich sind. Wir haben natürlich eine immense Verantwortung für dich übernommen. Aber mit der Hilfe unserer Eltern schaffen wir es. Die sind nicht immer cool (welche Alten sind das schon), aber was sie im Familienrat gesagt haben, war auch nicht so ganz ohne. Und irgendwie sind wir mit dir und Charly viel weiter zusammengerückt.

Und wenn Kinder mit ihren Eltern ins Tierheim kommen: wir sind gerne bereit, über unsere Erfahrungen mit dir und Charly zu sprechen. Kinder sind die besten Kumpels für Tiere und wenn die Alten mitziehen, kann das der Beginn einer großen Freundschaft werden zwischen Kindern, Erwachsenen und einem ganz süßen Hund.

Dein Helge

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