Irena Dwulat
Tierschützer: Hunde
Ich lebe in Lidzbark Warminski / Ermland und Masuren.
Tagsüber arbeite ich in einem Juweliergeschäft und meine Freizeit widme ich seit Jahren der Rettung der Tiere in Not, vor allem der Hunde. Seit Frühjahr 2019 kümmere ich mich intensiv um die städtische Auffangstation in Lidzbark.
Erfolge / Ziele / Herausforderungen
- Entdeckte schlechte Zustände in städtischer Auffangstation und setzte sich mit einer Gruppe von Menschen für Verbesserungen ein
- Kooperierte mit Hundehilfe Polen (HHP) in Deutschland, um Hütten zu kaufen und Unterstützung zu erhalten
- Erfüllte Bürger-Projekt zur Renovierung der Gebäude in der Auffangstation (Genehmigung, Unterschriftensammlung, Durchführung)
Ihre Geschichte
Anfang des Jahres 2019 bin ich auf einen herrenlosen Welpen aufmerksam geworden, der auf den Straßen rumirrte und meldete ihn bei der Polizei. Der Welpe wurde eingefangen und in die städtische Auffangstation bei dem Unternehmen für Kommunale Wirtschaft (PGK) gebracht. Damals habe ich gehört, dass es solche Auffangstation in unserer Stadt gibt, aber keiner durfte diese besuchen. Der Welpe ging mir nicht aus dem Kopf und ich musste unbedingt wissen, was mit ihm passiert ist. Auf der Webseite von PGK entdeckte ich sein Foto, stehend in der Kälte neben einer maroden Hütte, angekettet an einer Metallstange! Ich musste unbedingt dorthin!
Mit großem Aufwand hat man mir erlaubt, die Auffangstation zu besuchen. Die schlimmen Zustände, die ich dort vorgefunden habe, bereiteten mir schlaflose Nächte und ich habe mir fest vorgenommen, diese Zustände endlich zu ändern.
Mit einer kleinen Gruppe toller Menschen standen wir plötzlich vor dem Direktor des PGKs und baten ihn, uns zu erlauben, sich um die Hunde zu kümmern. Er war einverstanden.
Zuerst haben wir alle 5 Zwinger sauber gemacht, die Wirtschaftsgebäude mit weiteren zwei Innenzwingern aufgeräumt, den Hunden gutes Futter gekauft und dafür gesorgt, dass sie täglich spazieren gehen. In dem Schreiben an die Stadt haben wir die Verantwortlichen aufgefordert, die Zwinger zu überdachen, die maroden Hütten auszubessern sowie alle Hunde ärztlich zu versorgen, zu impfen und zu kastrieren. Mit viel Mühe hat die Stadt endlich zugesehen, dass diese Zustände sich ändern müssen.
Im Mai 2019 hat uns Basia die in DE lebt, zufällig besucht und gefragt, ob wir Unterstützung brauchen. Mit ihrer Hilfe wurde der Kontakt zu Hundehilfe Polen in DE hergestellt, was sich zu einer wunderbaren Zusammenarbeit entwickelte.
Die HHP hat für die Auffangstation schöne, große, isolierte Hütten gekauft. Was für eine Freude! Als die Hütten kamen, hatten wir alle Freudentränen in den Augen, dass unsere Hunde endlich einen vernünftigen und sicheren Schlafplatz haben werden. Zu diesem Zeitpunkt haben wir auch Brigitte (RIP) von HHP persönlich kennengelernt. Eine wunderbare, warmherzige Frau, die uns während ihres Urlaubs in Masuren mit ihren drei Hunden besucht hat.
Im Laufe der Zeit haben wir in der Auffangstation sehr viel bewegt: die Holzpodeste in den Zwingern wurden in eigener Regie angefertigt, einen Auslauf für die Hunde wurde gebaut und im Rahmen des Bürger –Projektes haben wir einen Antrag an die Stadt gestellt, die Gebäude in der Auffangstation zu renovieren.
Die Arbeit an diesem Projekt war sehr anstrengend, weil wir zusätzlich tagelang die Unterschriften der Bürger sammeln mussten, um dieses Projekt genehmigen zu lassen. Aber wir haben es geschafft - das Projekt wurde genehmigt und die Gebäude komplett modernisiert, inkl. Wasser- und Stromanschluss. Die Vorher/Nachher- bilder sprechen für sich.
Seit drei Jahren nun kümmern uns ausschließlich wir täglich, unabhängig vom Wetter oder Feiertagen um die Hunde in der Auffangstation, aber nicht nur um diese Hunde.
In Lidzbark gibt es noch eine kleine Auffangstation der Gemeinde. Dort werden vorübergehend herrenlose Hunde aus der Gemeinde gebracht, bevor sie ins Tierheim geschickt werden. Glück im Unglück ist, dass die Gemeinde den Vertrag mit einem guten Tierheim in Pudwagi, b. Ketrzyn hat. Wir haben bewirkt, dass auch in dieser Auffangstation drei neue kleinere Holzzwinger und isolierte Hütten gekauft werden. Auch einen großen Auslauf wurde gemacht. Wenn die Hunde dort sind, gehen unsere Volontäre mit ihnen spazieren und wir suchen für sie ein neues Zuhause, damit sie nicht ins Tierheim müssen.
Außerdem retten wir Hunde, die sonst keine Hilfe bekommen können, weder von der Stadt noch von der Gemeinde. Das sind meistens Hunde, die in katastrophalen Verhältnissen in den Dörfern leben oder Hunde, deren Besitzer nicht in der Lage sind, sich um die Hunde zu kümmern bzw sie schlecht behandeln. Wir retten auch Hunde, die „irgendwo auf den Feldern“ leben, aber trotzdem weder die Stadt noch die Gemeinde übernehmen die Verantwortung für diese Hunde. Wir unterstützen Menschen, die sich liebevoll um ihre Hunde kümmern wollen, aber leider keine Mittel dafür haben - zB. aufgrund kleiner Rente oder eines anderen Schicksals.
Mit Hilfe der HHP konnten wir bereits einige dieser Hunde kastrieren bzw sterilisieren und ärztlich versorgen. Mittlerweile leben viele in den neuen Familien mit denen wir ständigen Kontakt haben. Fast täglich kommen jedoch neue „Fälle“ dazu. In unserer besten Pflegestelle bei Monika steht ein toller Doppelzwinger, der ebenfalls von HHP finanziert wurde. Hier kommen vorübergehend diese Hunde, die weder von der Stadt noch Gemeinde eine Hilfe erwarten können. Wir sind überwältigt und sehr dankbar für diesen Zwinger, denn hier beginnt für viele verwahrlose und vernachlässige Hunde ein neues Leben; wie Amik, Susi, Leon, Kodi, Grey, Bolus und viele Andere… )
Wir sind drei Frauen, die von Anfang an ein gutes Team bilden. Maja und Sylvia unterstützen mich sehr, obwohl sie auch berufstätig sind. Maja ist die Stellvertretende Direktorin in einem Kindergarten und Sylvia hat eigene Gebäudereinigungsfirma. Trotzdem finden wir Zeit, uns täglich um alle diese Hunde zu kümmern.
Bei der Rettung der Hunde sind wir immer mit ganzem Herzen dabei. Manchmal stoßen wir bei Ämtern an die Mauer der Bürokratie und müssen kämpfen. Wenn man uns durch die Tür nicht reinlässt, klopfen wir an das Fenster, aber geben nicht auf. Manchmal stoßen wir auch an die Grenze der Verzweiflung, vor allem ich - habe schlaflose Nächte, ständig klingelt das Telefon mit den Hilferufen und ich weiß es nicht, wo ich anfangen soll… aber die glänzenden Augen und die Dankbarkeit der Hunde sowie eine wunderbare Hilfe mancher Menschen und der HHP füllen wiederum die ganze Energie wieder auf und geben mir die Kraft und die Motivation.
Zum Schluss meine kurze persönliche Reflexion:
Es gibt Tage, wenn ich vor der Arbeit, angezogen in ein weißes, gebügeltes Hemd, schicke schwarze Hose und elegante Schuhe nur „ kurz“ bei den Welpen in der Auffangstation schauen möchte, ob alles in Ordnung ist…. und fahre anschließend zur Arbeit im völlig zerknittertem Hemd, Hose voll mit Hundehaare…und die Schuhe!.. anstatt zu glänzen, sind verstaubt und manchmal klebt an der Sohle ein kleines Hundehäufchen . Das sind Momente, an denen ich nicht verzweifele, sondern selbst über mich lache…. (Und habe immer sicherheitshalber bei der Arbeit ein Ersatzkostüm.:).
An dieser Stelle senden wir herzliche Grüße und ein großes Dankeschön an die HHP und alle ihre Unterstützer und Spender. Eure wertvolle und großartige Hilfe baut uns auf, gibt uns Mut und Kraft. Vielen, lieben Dank.
Eure Irena …… Sylvia, Maja, Monika und alle unsere Hunde